Man soll die Feste ja bekanntlich feiern, wie sie fallen. Wie viele Partys in wie vielen Jahrzehnten musste ich leider auslassen, welch gute Musik blieb so ungehört, welch außergewöhnliche Freundin in spe ungesehen und welch genialen Drinks und Snacks habe ich nicht in mich hineingestopft.
Doch jetzt steht das jährliche städtische Highlight mit der Lizenz zur finalen Lustbarkeit bevor: Das "reine Sommerparty-Vergnügen" – so jedenfalls zelebriert die Webseite der Stadt Zwickau ihr diesjähriges Stadtfest vorab. Ich fand die Heuschrecken-Knabberkostbarkeit auf dem Street Food Festival letztes WE allerdings unüberbietbar. Egal, die von der Stadtfeierbrigade wissen dank ihrer jahrhundertelangen, also höchst intimen Festivitäten-Empirie ziemlich genau, was abgeht, und baggern Dich und mich in ultimativen Highspeed-Poesie neckisch an: "Stars hautnah, Party pur und Du mittendrin!" Also, ähhh. Die wissen wohl schon, daß ich sowohl dabei bin, als auch eingezwängt rumstehe, und zwar mittendrin, total happy, jawoll, zu Befehl. Dabei verharre ich noch in Unentschlossenheit, ob ich da überhaupt hingeh. Es könnte doch spontan Massenaufläufe, Zusammenrottungen samt Mega-Lustbarkeiten auftreten …
Also, denke ich mir feierbiestig beim Schreiben dieser Zeilen, ich tauche da trotzdem mal auf und trink einen ordentlichen Kaipi mit Stevia gemixt. Und je nachdem, wen ich treffe, trinke ich noch einen und noch einen – bis Sonntagabend habe ich ja Zeit. Und das schon Donnerstag ab der Newcomer Night vom Gasometer, immer gute Bands, richtige Musik, Musikmeilen entfernt vom Gesangszeugs musikalischer Energiebündel vom ESC 2003, das ebenfalls die Stadtfester beglücken soll, das aber niemand mehr in der Pfeife raucht.
Dieses Jahr gibt's einen Hauptevent, der so nicht eingeplant war. Die Peter-Breuer-Straße wird zum Freiluftmuseum, zum künstlerischen Work in Progress. Die Grafitti-Künstler Jens Tasso Müller und Rico Gruner verwandeln schon jetzt, aber auch während dem Stadtgefeiere eine jetzt gottseidank containerfreie Mauerecke in ein phantastisches Panorama-Spectaculum. Wenn Stadtfest, dann dort.
Gute Laune allenthalben - Hauptzweck des Stadtfestes insgesamt erfüllt. Hier ein Pott Gulaschsuppe, da ein Broiler, dort ein Tanga auf dem Wühltisch, drüben ein Kaktus, ein bisschen Flohmarktramsch rund um den Dom und zwischendrin Musik, Musik, Musik. Je nach Partygeschmack. Herdentrieb pur – die ewige Suche nach Bespaßung und dem nächsten Fresschen. Spaß an der Freud. Genau darum geht es im Leben! Oder, wie es die Zwickauer Stadtverwaltung saisonal trefflich formuliert, um die "knallbunte Sommersause".