Bauchklatscher und Freibadkunst

Heißt das jetzt Bauchpflatscher, Bauchplatscher oder Bauchklatscher? (Sehr viel) früher, als Kind, im Schwäbischen, sagten wir Pflatscher … Will man heutzutage so viel Wassertonnage wie möglich durch den (miss)gelungenen Aufprall verspritzen und zwar in Richtung der am Beckenrand rumdrucksenden Mädels, hat man Sinn und Zweck des Sich-selbst-Versenkens wasserdicht kapiert. Den Sprung bzw. Hüpfer final in den Sand gesetzt hat ein verhinderter Wasserkünstler allerdings, wenn's keine meilenweit aufgebauschten Fontänen spritzt. Dann ist diese sommerliche Hüpfkultur des Anmachens und Renommierens schlichtweg gescheitert und der Badespaß ist zumindest bis zur nächsten Flug- und Landephase verwässert. Und dennoch, es gibt auch die schiere Freude am eigenen Tun.

 

Auch die Zwickauer Freibadsaison, so kurz sie ist, vermag in wenigen Monaten, selbst den Dauerregentagen, ein höchst relaxtes Potential an Geselligkeit, Vergnügen, Entspannung und Flirtbereitschaft entzünden. Die gemeinsam verbrachten Stunden mit Schwimmen, Plätschern, Dösen, Volleyball-Spielen, gegenseitigem Rückeneinschmieren, Biertrinken und Eisessen fördern ganz unmittelbar eine Kultur des Miteinanders – aber auch jene der nachhaltigen Nabelschau. Wer hat sich noch nicht dabei beobachtet oder ertappt, seine Beweglichkeit, seine Bräune, seinen Bauch- und Brustumfang, seine Tattoo-Kunst am Körperbau mit anderen Freibad-Kombattanten zu vergleichen, mithin die ureigene und unterstellt superbe Attraktivität? Kein sozial verträgliches Beisammensein also ohne Konkurrenzdruck bzw. der Attitüde des sittsamen Vergleichens und unverhohlenen Kontrollierens. Nur (Kleinst-)Kinder werden das vollkommen entspannt sehen.

 

In welches Freibad ich hier in Zwickau am liebsten gehe, kann ich noch nicht einmal sagen. Es gibt ja auch nur zwei, drei. Jeder ist seiner Gewässer eigener Schmied. Wer unbedingt von einem 10 Meter-Turm springen möchte, sollte ins 04 Bad gehen. Nach Planitz wird jener schwimmen, der in mehreren unterschiedlich temperierten Badeflächen herumtollen will. Oder nach Crossen, wo es heimeliger ist.

 

Ganz wichtig und wesentlich für einen Freibad-Aufenthalt scheint mir die Möglichkeit des Vergessens. Auch ohne Bierchen spritzt selbstvergessene beste Laune als Ab- und Ausspannhilfe ins Gemüt. Wer möchte nicht einmal, genaugenommen immer, Mühsal, Plagen und Unfrieden vergessen, allesamt Stimmungskiller im häuslichen und beruflichen Alltag. So fördert zurecht und perfekt der Aufenthalt im Freibad eine Kultur des Vergessens, der Ablenkung und der Leichtigkeit. Also nix wie hin, die schaumgefüllte Badewanne ist nur im Winter eine schmale, wenn auch wohlige Alternative.